Vortrag Thomas Stockerl zur Eröffnung November 2007:


"...Veronika Seebass arbeitet malerisch das heißt intuitiv, in unzählige Übermalungen, Korrekturen, sucht sie die Energie der Farbe zu verdichten, auf die Spitze zu treiben. Sie beschreibt selbst ihre Arbeit am Bilde als eine Suche nach den Extremen.
Gelegentlich, wie bei den feurigen Bildern, entsteht für sie die Frage, wie viel Spannung das Bild, aber auch Sie selbst überhaupt ertragen kann. Dieser Prozess kostet Kraft. Eine Kraft, die die Bilder verkörpern, denn sie sind reinster Ausdruck von Vitalität, Lebenslust und Energie.
Es geht um Malerei im eigentlichen Sinne: Spontane Malgesten stoßen auf konzentrierte Flächen. Das malerische Experiment, der aus dem Bauch gesetzten Striche – die Künstlerin dreht die Bilder auf den Kopf, um freier arbeiten zu können - bleibt für uns Betrachter in aller Frische sichtbar.
Aber am Ende verdichten sich all die extremen Zwischenstadien zu Bildern, die trotz ihrer Kontraste ihre farbliche Einheit finden.
Was sehen wir? Erträumte Welten, violette Berge, Feuerlandschaften, Eisgebirge voller Wärme, Imaginationen, die im Übrigen die Künstlerin oft im Traum noch verfolgen.
Die Tulpen:
Die Malerei ganz anders, kein Duktus, stattdessen fein mit dem Pinsel vertriebene, plastisch modellierende Farbe. Eine Farbe immer im Vordergrund, Rot, tiefes, kraftvolles Rot, sehr malerisch, und in unzähligen Farbvaleurs variiert.
Was sind das für Blumen? Wir haben es hier noch mehr mit einem künstlerischen Konzept zu tun. Zwei Tulpen, die Veronika Seebass über Wochen, Monate beobachtet sind die Grundlage dieser Gemälde.
Es geht also um Metamorphosen, denn die Tulpen verändern sich, sie verwelken, sie verdorren. In dieser Gestaltwandlung verdichtet sich Zeit in Bildern, die wir hier in den Gemälden wieder finden.
Bei den Landschaften ging es um das Herauslösen einzelner Bilder aus einem zu schnellen Film - der Blick aus dem rasenden Zug. Aber hier verdichten sich, wie im Zeitraffer, Tage, Wochen in Bildern - Entschleunigung
Vor der Leinwand im Atelier der Künstlerin vollziehen sich weitere Metamorphosen. Sie arbeitet hier ohne Skizze, direkt, alla prima die Farbe auftragend. Unter ihren Pinselstrichen transformieren sich die vegetativen Formen der Pflanzen erneut: Sie entfalten sich, sie wuchern und winden und schrauben sich, dehnen sich aus und sprengen wieder den Rahmen der Bilder.
Zu neuem Leben erwacht, entfalten sie auf andere Weise als die Landschaften eine Dynamik und Kraft. Der Duktus ist hier nicht spontan, sondern konzentriert, kontrolliert. Die Spannung steckt in den Formen.
Wir sehen wallende, blutrote Tücher, tiefrote, züngelnde Flammen, kochende Energien in ondulierenden, wogenden Linien.
Veronika Seebass Malerei ist in diesem Sinne auch konzeptuelle Malerei. Konzeptuelle Malerei die ihre Sinnlichkeit glücklicherweise nicht den geistigen Ideen geopfert hat. Sie bleibt erfahrbar, erlebbar für den Betrachter...."